950 Jahre Ahorn

Empfang und Ahorner Mitsommernacht

Den Auftakt machte ein feierlicher Empfang in der Alten Schäferei für geladene Gäste aus Politik, Verwaltung, Kirche, Gesellschaft und den Partnergemeinden Irdning-Donnersbachtal und Eisfeld. Bürgermeister Martin Finzel begrüßte die Anwesenden und betonte in seiner Ansprache, dass es gerade in bewegten Zeiten wichtig sei, Brücken zwischen Regionen und Menschen zu bauen: „Die Stärke unseres Gemeinwesens liegt in der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ Das Jubiläum zeige eindrucksvoll, wie sehr Zusammenhalt, Engagement und Gemeinsinn das Leben in Ahorn prägen.

Ein Höhepunkt des Empfangs war die Rede von Marianne Birthler, ehemalige Bürgerrechtlerin und Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen. Sie berichtete eindrucksvoll von ihren persönlichen Erlebnissen rund um die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung. Schon der 9. Oktober 1989 – der Tag, an dem in Leipzig tausende Menschen unbehelligt demonstrierten – sei für sie entscheidend gewesen: „Da war klar, dass das System kippt.“

Als sie kurz nach dem Mauerfall in die Region kam, erlebte sie Ahorn – unmittelbar an der ehemaligen innerdeutschen Grenze – als eine Grenzkommune, die wie viele andere Orte im Osten von einem tiefgreifenden Wandel betroffen war. Damals habe man dort, wo heute teils Unzufriedenheit spürbar ist, eher Hoffnung geatmet. Auf die Frage, ob denn nun alles besser sei, bekomme man heute oft nur verlegenes Schweigen: „Viele warten auf Rezepte, nach denen alles schön wird, und hören auf einfache Parolen“, so Birthler. Doch gegen diesen „Modetrend Griesgram“ wolle sie Hoffnung und Zuversicht setzen. Die Erfahrungen von 1989 seien ein bleibendes Zeugnis dafür, dass Wandel möglich ist – wenn Menschen mutig und gemeinsam handeln.

Im Anschluss daran sprach Dr. Andreas Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken. In seiner pointierten Rede unterstrich er die Bedeutung von Verwurzelung und Verantwortung: „Heimat stiften heißt, Verantwortung zu übernehmen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Vorlieben.“ Heimat sei kein exklusives Gut, sondern ein Ort gelebter Humanität im Alltag. Mit einem Blick in die Zukunft rief er zum langfristigen Denken auf: „Wir müssen heute für die nächste Generation pflanzen, ihr Zuversicht mitgeben.“ Die Gemeinde Ahorn sei ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie lokal gelebte Gemeinschaft tragfähig für morgen sein könne.

Nach dem offiziellen Teil lud die Gemeinde zur Ahorner Mittsommernacht ein, bei der sich das Gelände rund um die Alte Schäferei in einen atmosphärischen Begegnungsort verwandelte. Zahlreiche Gäste genossen den warmen Sommerabend bei Live-Musik der Band Barfly, kulinarischen Angeboten von lokalen Anbietern und entspannter Stimmung.

Ein besonderes Highlight war die feierliche Eröffnung der Lichtinstallation „Oberfranken leuchtet in Ahorn“. Projektleiter Michael Müller erläuterte den Gästen bei einem abendlichen Rundgang das gemeinsame Vorhaben von Oberfranken Offensiv und der Hochschule Coburg. Mehr als 250 Leuchten und fünf Kilometer Kabel setzen noch bis zum 29. Juni historische Orte vom Rathaus bis zur Alten Schäferei kunstvoll in Szene. Die Idee: Bekannte Orte neu erleben – in einem besonderen Licht.